Der Bleistift als Fotoapparat



Der Bleistift als Fotoapparat



Welcher Fotoapparat ist noch kleiner als ein Handy? Die Antwort mag ungewöhnlich sein, aber es ist……. ein einfacher Stift. Was man zusätzlich benötigt, ist ein Blatt Papier, oder besser noch, ein kleiner Block.

 

Es ist gänzlich in Vergessenheit geraten, dass es einmal eine Zeit ohne Kameras gab, in der Bilder nur in gemalter oder gezeichneter Form möglich waren. Das hört sich schon sehr antiquiert an. Aber im Wesentlichen steckt darin eine tolle Wiederentdeckung: Das Zulassen des Unperfekten und das Festhalten von Eindrücken mit Stift auf Papier.

 

Zeichnen – eine Alternative und Ergänzung

 

Heute kann jeder zu jeder Zeit ein Foto machen. Mit dem Handy oder Smartphone ist die Kamera stets griffbereit. Schnell gemacht, in beeindruckend hoher Qualität und wenn gewollt, sofort weltweit verschickt. Eine sensationelle technische Errungenschaft mit einer Fülle von Möglichkeiten, die man nicht mehr missen will.

 

Anstelle oder ergänzend lohnt sich aber dennoch das Festhalten eines Eindrucks oder eines Augenblicks durch das schnelle Aufzeichnen mit Hilfe eines Bleistiftes oder Fineliners. Eine Skizze ist sehr persönlich, zwingt zu einer Überlegung, was gerade festgehalten werden soll, fordert ein wenig Zeit ein – aber nicht viel – und sie schenkt dafür ein kurzes Aussteigen, aktiviert die eigene Kreativität sowie das Gefühl von Freiheit und Individualität.

 

 

Vom Mut, den ersten Strich zu setzen

 

Das Schwierigste am ganzen Vorhaben ist der erste Strich. Gefolgt von der Überwindung, etwas ganz und gar Unperfektes anzufertigen (sogar, wenn man es nur für sich selbst macht). Doch genau darum geht es und das ist gleichzeitig das Wertvolle an einer einfachen Zeichnung. Eine Skizze darf nicht perfekt sein und lebt durch alle erdenklichen Fehler. Es ist nahezu alles erlaubt, nur der Einsatz eines Radiergummis sollte untersagt sein. Wichtigste Regel: Es gibt keine falschen Striche und „weitermachen“ ist die Devise.

 

 

Kleine Dinge festhalten

 

Damit es am Anfang nicht zu schwer wird, sollte man sich von großen Bildvorlagen loslösen. Skizzen halten Kleinigkeiten oder Augenblicke fest – zum Beispiel den Cappuccino im Lieblingscafé, den Brunnen an der Straßenecke oder das kleine Mädchen, das in einer Pfütze spielt. Alles kurze Blitzlichter, die beim Wiederansehen eine Geschichte nacherzählen. Erlaubt sind natürlich auch Notizen und Collagen von mehreren Details. Heraus kommt ein ganz individuelles Buch, das in seiner freien Gestaltung einmalig ist. Ganz anders als Fotos. Und je freier man sich macht, sich loslöst von jeder Perfektion, desto mehr Raum findet die Kreativität und umso interessanter wird das Skizzenbuch.

 

 

 

Jeder kann zeichnen oder malen

 

Jeder, der einen Stift in der Hand halten kann, ist in der Lage, etwas zu Papier zu bringen. Es sind nur die eigenen Ansprüche, die im Wege stehen. Hinzu kommt die Angst, dass jemand eine abfällige Bemerkung machen könnte. Das Gegenteil wird der Fall sein. Wer einmal diesen Schritt gemacht hat, wird von unbekannten Menschen angesprochen, die ebenfalls gerne über ihren eigenen Schatten springen würden und sich nur noch nicht getraut haben.

 

 

 

Sich herausnehmen aus der Zeit, ist auch eine Form von Nachhaltigkeit

 

Wer sich ein paar Minuten herausnimmt für das kurze Festhalten eines Augenblicks, der beschäftigt sich intensiv mit einem kurzen Stück Zeit. Dieses ist nicht beliebig, sondern eine Form des Nachhaltens von etwas, das einen individuellen Wert hat und zur Erinnerung Anlass gibt. Entschleunigen bedeutet, Zeit zum Wahrnehmen zu finden.

 

Praktische Tipps

 

Ein Skizzenbuch zu führen, ist neben dem künstlerischen Aspekt auch eine sinnliche, vielleicht sogar philosophische Sache. Daher ist ein schönes Buch mit etwas dickerem Papier und einem schönen Einband durchaus zu empfehlen. Allerdings sollte es immer handlich und zu jeder Gelegenheit mitnehmbar sein. Als Stifte eignen sich einfache Bleistifte oder auch Fineliner (zu empfehlen sind Faber Castell Pitt Artist Pens, black).

 

Zuerst sollte man ganz reduziert nur mit Schwarztönen arbeiten. Ein Nachkolorieren mit Farb- oder Aquarellstiften ist möglich, aber erst für spätere Skizzen zu empfehlen.

 

 




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