Das Café Schmoo – eine konkrete Utopie



Das Café Schmoo – eine konkrete Utopie



Kategorie: Projekt zu Wasser- oder Umweltschutz 

 

Beschreibe Euer Projekt

„Es geht um den Umbau der Welt zur Heimat, ein Ort, der allen in der Kindheit scheint und worin noch niemand war.“ [Ernst Bloch, 1885-1977]

Das Schmoo-Projekt ist inspiriert von der sozialen Plastik des Künstlers Joseph Beuys, der konkreten Utopie des Philosophen Ernst Bloch und von einem fast vergessenen Fantasiewesen, dem Shmoo. Doch während in Al Capps Li’l Abner Comics die utopisch-satirische Figur – The Shmoo – die Menschheit von jeglicher Verantwortung für das eigene und das Leben aller befreit, glauben wir: andersrum wird ein Schmoo draus! Die konkrete Utopie werden wir nur erreichen, wenn ALLE sich einbringen können, ihren Platz darin haben und ihre Werte leben.

2016 haben wir (Daniela, Marcel und Leo) eine alte Gaststätte mit Tanzsaal und Gartengrundstück in Jänickendorf (Teltow-Fläming) gekauft. Es war und ist ein verrücktes Experiment, aber für uns zugleich die offensichtlichste und selbstverständlichste Entscheidung. Denn unserer Philosophie nach, bestimmen Herz (Emotionen), Kopf (Ratio) und Bauch (Trieb) gemeinsam den Weg zur konkreten Utopie. Und genau diesem inneren Kompass folgend, gestalten wir seither das Projekt-Café Schmoo und den Lebeort drum herum.

An ca. 17 Wochenenden im Jahr sowie zu besonderen Events laden wir alle Menschen ein, bei uns die Seele baumeln zu lassen, spannende Begegnungen zu erleben sowie Kunst zu machen oder zu werden.  Dabei schaffen wir einen nachhaltigen Rahmen durch ein konsequent ökologisches, vegan-vegetarisches Angebot. Obwohl wir das Café als Projekt neben unseren Hauptberufen betreiben, bieten wir gastronomisch alles, was das Herz begehrt: Espresso, Kuchen, Kaffee, Sonne, Bier, Wein, Limo, liebe Menschen, Tee, Saft, Wasser, Kakao, Aufmerksamkeit, Cappuccino, Herzhaftes, Nahrhaftes, Lachhaftes … Alle Kuchen und Gerichte sind dabei Eigenkreationen der Lebensmittelmagierin des Hauses, der fair gehandelte Kaffee stammt aus der befreundeten regionalen Rösterei (Pelikan Kaffee) und die Verspieltheit, die für den Umbau der Welt UNBEDINGT notwendig ist, erschaffen alle Schmoos zusammen.

Doch wir denken die nachhaltige Utopie weiter: ökologische Dämmung, Solarthermie, Photovoltaikanlage sowie Renovierungsarbeiten durch Re- und Upcycling sind einige unserer bisherigen Erfolge. Menschen, die sich mal kürzer, mal länger, manchmal auch für immer bei uns niederlassen, schaffen immer wieder – nicht unbedingt planbare, aber zweifelsfrei hilfreiche – Möglichkeiten, das Projekt im Sinne einer gemeinschaftlichen, nachhaltigen Utopie weiterzuentwickeln.

Dabei liegt die Betonung auf „gemeinschaftlich“. Und so hat sich in den vergangenen sechs Jahren ein tolles Netzwerk aus Nachbar*innen, Vereinen und in der Region gefundenen Freund*innen entwickelt, die immer wieder zu ganz besonderen Formaten führt: Caterings für Eröffnungen und Vernissages, Einschulungs-, Hochzeits- und Geburtstagsfeiern, Regional- und Weihnachtsmärkte, drei Senior*innen-Weihnachtssingen, zwei Mitgliederversammlungen des lokalen Kunst- und Kulturvereins, ein NEUST:ART-Kulturfestival und eine KaffeeFairt.

Dabei bleibt für uns die ökologische, faire und nachhaltige Herstellung nicht nur grundlegend, sondern wird durch kreative Geschichten und Darbietungen zu einer ebenso zentralen, wie leichten Botschaft.

Diejenigen, die sich mit dem Schmoo identifizieren werden zu guter Letzt auch nicht im klassischen Sinn zur Kasse gebeten. Durch eine gewissermaßen schonungslose Transparenz, was hinter jedem Produkt, aber auch dem Projekt im Ganzen steht, setzen wir auf Vertrauen. So steht seit sechs Jahren eine Spendenkanne am gleichen Ort bereit, in der Gäste ihre Schuld begleichen und Freunde uns unterstützen können.

Aber nicht nur uns unterstützen diejenigen, die großzügig geben. Die Spendenkanne dient auch als sozialer Ausgleich, sodass der Punk aus dem besetzten Haus ebenso sein Bier bei uns trinken kann, wie die Landrätin. Gemeinsam sorgen alle dafür, dass sie, wenn sie bei uns trinken, helfen, dass andere Menschen nicht ertrinken. Denn seit zwei Jahren spenden wir als Bündnismitglied von United4Rescue mindestens 5% unseres Umsatzes an die Held*innen der privaten Seenotrettung.

Alle übrigen Cents, die wir mit dem Schmoo-Projekt einnehmen, investieren wir in notwendige Reparaturen, den Erhalt des Hauses, den ökologischen Ausbau, in Maßnahmen zur Optimierung der Nachhaltigkeitsbilanz, in unser wachsendes, selbstverständlich ökologisches Gartenbeet, kurz: in den – je nach Saisoneinnahmen – möglichen weiteren Ausbau der konkreten Utopie.

Bunt geht es meist zu im Cafe Schmoo

 

Was ist das Ziel Eures Projekts?

Ziel des Projektes ist es gewissermaßen „das richtige Leben im Falschen“ zu führen und es auch anderen, die die Idee mittragen, zu ermöglichen. Das betrifft Soziales ebenso wie Ökologisches und es betrifft die Freiheit jede*r einzelnen. Mit der Schmoo-Philosophie, die jeden Menschen mit seinen drei Ebenen (Emotion, Ratio, Trieb) annimmt, schaffen wir einen Rahmen für unser Projekt. Gleichzeitig sehen wir die Stärken der anderen und schaffen so Synergien, die kein Geld der Welt bezahlen könnte. Nachhaltigkeit im Sinne von ökologischem Handeln ist dabei vielmehr selbstverständliche Methode, als Ziel. Das Ziel hat wohl am schönsten Ernst Bloch formuliert: „Es geht um den Umbau der Welt zur Heimat, ein Ort, der allen in der Kindheit scheint und worin noch niemand war.

 

Wofür soll das Preisgeld eingesetzt werden?

Um unser Haus (Baujahr 1895) nachhaltig auszubauen, ist als nächster Schritt eine Erneuerung der Fenster notwendig. Darum ruft das Café Schmoo jeden letzten Samstag im Monat in 2022 die „Bar des fenetres“ aus. Alle Einnahmen aus diesen Bar-Sessions, u.a. mit Live-Musik, Weinverkostung und mehr, werden in die Erneuerung der insgesamt 16 Fenster investiert. Der Nachhall würde durch die Bar des fenetres klingen und das Preisgeld würde zu 100% in Fenster investiert.

 

Für Konzerte und andere Events gibt es reichlich Platz im Garten

 

Warum verdient Euer Projekt den Nachhaltigkeitspreis?

Ob wir den Preis verdienen, sollen andere entscheiden. Aber wir freuen uns über jedes überzeugte Vertrauen, dass uns hilft die konkrete Utopie zu erreichen. Wir haben gemeinsam die Gesellschaft mitgenommen und vermitteln nachhaltige Lebensfreude at its best. Nach sechs Jahren haben sich das Café Schmoo und seine Bewohner*innen einen Namen in der Region gemacht und einen festen Platz im Kulturgefüge besetzt. Wir sind absolut überzeugt, dass die Region Teltow-Fläming das Potenzial hat, die Keimzelle einer noch viel größeren Utopie zu werden.




3 Kommentare




  • Kommentar von Hilde Steinfurth

    Liebe Schmoos, wir wünschen von Herzen, dass Ihr diesen Preis bekommt. Ihr habt ihn wahrlich verdient. Schön, dass es Euch in unserer Region gibt und noch schöner, dass wir immer wieder mal zusammen die hiesige Kulturwelt beleben. Herzlichst aus dem klasmM o, Hilde und Thomas

  • Kommentar von Maria

    Ihr seid toll!
    Eure Freundin und Fan
    Maria

  • Kommentar von Karin

    Liebe Schmoos, mir blutet das Herz, wenn ich Eure Projektbeschreibung lese. Wir haben 2017 mit ein paar Freunden im Wendland ein wunderschönes kleines Café mit Kunst und Kultur und vegetarisch-veganer regionaler Küche aufgebaut. Leider stehen wir jetzt vor dem Aus, weil wir nicht genug Gleichgesinnte gefunden haben, die bereit waren, die wirtschaftliche und organisatorische Last mit uns zu teilen. Daher gebe ich Euch gerne meine Stimme und wünsche ich Euch von Herzen, dass Euer Café Schmoo weiter blüht und gedeiht! Liebe Grüße, Karin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

*