Das Denken entlang von Wertschöpfungsketten ist veraltet. Wirtschaften darf in der heutigen Zeit nicht mehr auf Kosten der Ökologie und damit auf Kredit nächster Generationen geschehen. Heute gilt es, in Systemen und Netzwerken zu denken. Denn jede Handlung zieht vielschichtige Verzweigungen nach sich, die wiederum zu weiteren Entwicklungen führen.
Ein Beispiel dafür ist der Stromverbrauch: Erst in wenigen Betrieben existiert bereits das Selbstverständnis, neben Gas und Strom auf ganzheitliche grüne Alternativen zu setzen. Noch immer stehen betriebswirtschaftliche vor ökologischen Notwendigkeiten im Mittelpunkt. Es gilt: kurzfristig vor langfristig. Noch ungeschärfter ist der Blick von Unternehmen auf ihre CO2-Bilanz. Doch jede Firma setzt an zahlreichen Stellen Kohlendioxid frei – sowohl in der Produktion als auch in der Verwaltung. Auch wenn viele einzelne Maßnahmen diese Menge minimieren, bleibt ein unvermeidlicher Rest. Diesen kann man aber als Ausganspunkt für ökologisches Handeln nehmen.
Er lässt sich beispielsweise über eine CO2-Bindung in Form von Bodenaufbau kompensieren. So wie es die Rheinsberger PreussenQuelle macht. Nach ausgiebiger Beschäftigung mit der Problematik arbeitet das Unternehmen seit diesem Jahr mit dem Biolandhof Engemann, in Braunsroda, in der Nähe von Erfurt, zusammen und fördert dessen Maßnahmen zur Humusbildung.
Jeder Boden bindet durch organische Prozesse CO2. Insbesondere Moore sind dabei hocheffektive, natürlicher CO2-Binder. Diese Bedeutung wird heute langsam wiedererkannt. Obwohl sie nur drei Prozent der Landfläche der Erde bedecken, speichern die Torfschichten der Moore ein Drittel des terrestrischen Kohlenstoffdioxids. Das ist ungefähr doppelt so viel, wie alle Wälder in ihrer Biomasse binden.
Daneben bietet die Landwirtschaft, allein schon durch ihren hohen Gesamtflächenanteil enorme Kapazitäten, CO2 aufzunehmen. Dazu müssen Landwirte aber bislang intensiv genutzte Flächen auf eine extensivere, bodenfreundlichere Bewirtschaftung umstellen. Das bedeutet für sie zunächst, weniger wirtschaftlichen Ertrag pro Hektar. Doch erst dies ermöglicht langfristig den Bodenaufbau und damit eine ganzheitliche, enkeltaugliche Bearbeitung des Bodens.
Dort, wo ausschließlich Weizen wuchs, wächst nun auch Klee. Dort, wo Weizen wachsen könnte, befindet sich jetzt ein Grünstreifen. Dies sind nur zwei Beispiele, in denen ein Landwirt auf Ertrag verzichtet und dafür Bodenaufbau durch Humusbildung fördert. Den Ertragsausfall sowie den Kauf von bodenaufbauenden Pflanzen finanzieren Firmen wie die Rheinsberger PreussenQuelle. Damit sorgen sie dafür, dass ihre ausgestoßene CO2-Menge natürlich aufgenommen und gebunden wird. Das Ergebnis dieses gelebten Denkens in Systemen spannt sich wie ein Netzwerk über den Landstrich. Darüber hinaus unterstützt dieses ökologische Wirtschaften den Aufbau des Mikrokosmos Boden, fördert die Artenvielfalt und bietet eine Heimat für zahlreiche Insekten, die wiederum Nahrungsgrundlage für Vögel sind. Nicht zuletzt ist Bodenaufbau auch Wasserschutz. Denn nur gesunde Böden – ausschließlich, gesunde Böden (!) – geben gutes Wasser ab, das dann in den Wasserkreislauf gelangt.
Ihren CO2-Ausstoß für das Jahr 2017 hat die Rheinsberger PreussenQuelle auf einer Fläche von 250 Hektar (2,5 Quadratkilometer) kompensiert. Die Zusammenarbeit mit dem Biolandhof Engemann ist dabei eine bewusste Entscheidung. „Uns war es wichtig, nicht in einen anonymen Zertifikate-Handel zu gehen, sondern einen Partner zu finden, der das Projekt begleitet und umsetzt“, erklärt Frank Stieldorf, Geschäftsführer der Rheinsberger PreussenQuelle. Man habe hier Menschen getroffen, die glaubwürdig neben wirtschaftlichen Aspekten ein gemeinsames, ökologisches Ziel verfolgen. Und die im wahrsten Sinne des Wortes Land-Wirtschaft betreiben.
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