Als Fleischesser, der sich der Nachhaltigkeit verpflichtet fühlt, bin ich ja ständig im Zwiespalt. Schließlich ist Fleischproduktion immer mit einem hohen Wasserverbrauch verbunden. Bis ein 200-Gramm-Steak in der Pfanne brutzelt, benötigt es 3000 bis 4000 Liter Wasser für den Anbau und die Bewässerung von Futtermitteln sowie für das Trinkwasser der Tiere – je nachdem, welche Studie ich zu Rate ziehe. Auch bin ich mir bewusst, dass für mein Essen ein Tier sterben muss. Aus dieser Verantwortung kann sich der Carnivore nicht herauswinden. Allein schon aus diesem Grund, verzichte ich lieber mal auf Fleisch. Es ist mir auch wichtig, dass Tiere vor dem Schlachten ein weitgehend artgerechtes Leben führen durften und kenne daher die Höfe, von denen sie stammen. Gesichtsloses Supermarktfleisch meide ich konsequent.
Bewusster Fleischgenuss wird immer wichtiger
Es ist daher erfreulich und notwendig, dass sich immer mehr Menschen solche Gedanken über ihren Fleischkonsum machen. Zumindest sehen das die Autoren des aktuellen Fleischatlas’ so, den die Heinrich-Böll-Stiftung im Januar 2018 veröffentlicht hat. Seit fünf Jahren verfolgen die Autoren den Fleischkonsum der Deutschen und stellen Instrumente vor, die zu einem grundlegenden Umbau der Tierhaltung führen können. Ihre aktuelle Beobachtung: Immer mehr Menschen lehnen die Massentierhaltung ab. Rund 88 Prozent der deutschen Bevölkerung ist mittlerweile bereit, mehr Geld für Fleisch auszugeben, wenn die Tiere besser gehalten werden. Doch eine bessere Tierhaltung funktioniert nur mit weniger Fleischkonsum. Die Autoren sehen es daher als sinnvoll an, dass die Menschen diesen um die Hälfte reduzieren sollten.
Halb so viel Fleisch = weniger Dünger und Wasserverbrauch
Dass dieser Wert ausreichen könnte, um eine nachhaltige Fleischwirtschaft zu ermöglichen, zeigen auch die acht Verfasser einer Studie des New Yorker Bard Colleges. In umfassenden Modellen haben sie berechnet, wie viel Rindfleisch der Durchschnittsamerikaner in der Woche essen dürfte, damit dieses Fleisch nachhaltig produziert werden könnte. Das Ergebnis: 200 Gramm und damit etwas weniger als die Hälfte der aktuellen 460 Gramm. Durch die Reduzierung könnte der Einsatz von Dünger und Wasser drastisch reduziert werden. Beides käme zudem dem Wasserhaushalt im Boden zugute. Die Rechenmodelle und das Datenmaterial der Studie lassen sich gut nachvollziehen. Sie machen die Studien glaubhaft und liefern einen realistischen Ansatz für eine Wende in der Lebensmittelproduktion.
Der Weg zum Bio-Metzger, der sein Fleisch von Bauern bezieht, die in der Region leben und das Tierwohl im Auge haben, sollte für uns Flexitarier, die eben gelegentlich ihr Steak verzehren wollen, daher selbstverständlich sein. Und natürlich ist es nie ein Fehler, mal ganz auf das Filet, den Tafelspitz oder die Salsiccia zu verzichten. Vielleicht gleich heute. Denn der Wasserverbrauch ist ja – wie gesagt – nur einer von vielen Zwiespalten, mit denen Fleischesser leben müssen. Und gute vegetarische Rezepte zu finden, ist mittlerweile ja kein Problem mehr. Auch unser Blog ist hier eine Fundquelle.
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